Gebärmutterhalskrebs: Wie er entsteht, wie sich vorbeugen lässt (2024)

Kurz zusammengefasst

Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). Diese Viren werden vor allem durch Sexualkontakte übertragen und führen in bestimmten Fällen zu bösartigen Veränderungen am Gebärmutterhals. Das verursacht zunächst keine Beschwerden, sodass der Krebs oft lange unentdeckt bleibt.

Um dem vorzubeugen, haben Frauen ab 20 Jahren Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung. Zudem können sich Jungen und Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen HPV impfen lassen. Wird Gebärmutterhalskrebs festgestellt, kommen verschiedene Behandlungen infrage.

Was ist Gebärmutterhalskrebs?

Der Gebärmutterhals (Zervix) verbindet die Gebärmutter mit der Scheide. Am unteren Ende des Gebärmutterhalses liegt der Muttermund, der in die Scheide vorragt. Dieser Bereich ist besonders anfällig für Zell- und Gewebeveränderungen. Sind diese bösartig, spricht man von Gebärmutterhalskrebs oder vom Zervixkarzinom. Diese Krebsart ist nicht zu verwechseln mit Gebärmutterkrebs, bei dem sich Tumoren in der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bilden.

Gebärmutterhalskrebs: Wie er entsteht, wie sich vorbeugen lässt (2)

Ist Gebärmutterhalskrebs heilbar?

Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs lassen sich in fast allen Fällen vollkommen heilen. Auch im sehr frühen Krebsstadium sind die Heilungschancen gut. Je größer der Tumor wird und je weiter er sich ausbreitet, umso mehr verschlechtert sich jedoch die Chance auf Heilung. Deshalb ist es wichtig, den Krebs frühzeitig zu erkennen.

Welche Symptome treten bei Gebärmutterhalskrebs auf?

Gebärmutterhalskrebs ruft im Anfangsstadium selten Symptome hervor und bleibt daher oft lange Zeit unbemerkt. Beschwerden treten in der Regel erst auf, wenn die Erkrankung fortgeschritten ist.

Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs werden daher meist bei Vorsorgeuntersuchungen entdeckt; manchmal passiert das auch zufällig bei einer Untersuchung des Beckens.

Mögliche frühe Anzeichen von Gebärmutterhalskrebs sind:

  • ungewöhnliche Blutungen aus der Scheide, zum Beispiel nach dem Geschlechtsverkehr oder nach der Menopause
  • Blutungen außerhalb der Periode (Zwischenblutung)
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • mitunter Ausfluss aus der Scheide: Dieser kann wässrig, schleimig oder eitrig und übelriechend sein.

Im fortgeschrittenen Stadium können Symptome auftreten wie:

  • Schmerzen im Unterbauch, unteren Rücken oder Becken, die mitunter in die Beine ausstrahlen
  • Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang
  • Blut im Urin
  • geschwollene Beine durch einen Lymphstau
  • ungewollte und starke Gewichtsabnahme

Wichtig: Beschwerden wie unregelmäßige Blutungen, starker Ausfluss oder Rückenschmerzen können auf andere weniger schwerwiegende Erkrankungen hinweisen, die kein Krebs sind. Um die genaue Ursache herauszufinden, ist eine ärztliche Untersuchung nötig.

Was sind die Ursachen für Gebärmutterhalskrebs?

Auslöser für Gebärmutterhalskrebs ist eine Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). Die Viren werden hauptsächlich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen – man kann sich aber auch beim Anal- oder Oralsex oder durch engen Hautkontakt im Intimbereich mit den Viren infizieren.

Dass man sich angesteckt hat, merkt man häufig nicht. Meist kann das Immunsystem die Viren bekämpfen, manchmal gelingt das aber nicht. Bleibt die Infektion bestehen und kommen weitere Risikofaktoren hinzu, kann sich das Gewebe mit der Zeit krankhaft verändern, was im schlimmsten Fall Krebs zur Folge hat. Dieser Prozess zieht sich in der Regel über viele Jahre hin.

Infektion mit HPV-Hochrisiko-Typen fördert Krebs

Es gibt verschiedene Typen von HPV. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden zwischen Niedrigrisiko- und Hochrisiko-Typen. Während die Niedrigrisiko-Typen Genitalwarzen auslösen, sind die Hochrisiko-Typen für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Dazu zählen zum Beispiel HPV 16 und 18. Eine Infektion mit diesen Virustypen führt dazu, dass Gene in die Zellen geschleust werden, die Krebs fördern – auch Onkogene genannt. Diese Onkogene enthalten den Bauplan für bestimmte Eiweiße, die die Zellen zu unkontrolliertem Wachstum anregen. Je länger die Onkogene aktiv sind, umso eher kann es passieren, dass sich die Zellen bösartig verändern und zu Krebs entarten.

Weitere krebsfördernde Einflüsse

Darüber hinaus gibt es verschiedene Faktoren, die das Risiko erhöhen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Dazu zählen beispielsweise:

  • Beginn der sexuellen Aktivität vor dem 14. Lebensjahr
  • häufig wechselnde Sexualpartner
  • Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern wie Herpes-simplex-Virus Typ 2, dem Auslöser von Genitalherpes
  • Rauchen
  • viele Geburten
  • Langzeiteinnahme oraler Verhütungsmittel wie die Pille
  • Einnahme immunsystemschwächender Medikamente, zum Beispiel aufgrund einer HIV-Infektion
Gebärmutterhalskrebs: Wie er entsteht, wie sich vorbeugen lässt (4)

Wie lässt sich Gebärmutterhalskrebs frühzeitig erkennen?

Untersuchungen zur Früherkennung helfen, Zellveränderungen am Gebärmutterhals oder Krebsvorstufen frühzeitig festzustellen. Gesetzlich krankenversicherte Frauen ab 20 Jahren haben Anspruch auf eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt oder bei der Frauenärztin. Auch für Frauen, die gegen HPV geimpft sind, ist die Vorsorge wichtig, da die Impfung nur gegen die häufigsten krebsauslösenden HPV-Typen schützt.

Was wird bei der Vorsorge untersucht?

Je nach Alter besteht die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs im Wesentlichen aus:

  • Pap-Test: Hierfür nimmt der Arzt oder die Ärztin bei einer gynäkologischen Untersuchung einen Abstrich vom Gebärmutterhals und lässt diesen unter dem Mikroskop auf Zell- und Gewebeveränderungen untersuchen. Frauen zwischen 20 und 34 können diesen Test einmal im Jahr machen lassen; Frauen ab 35 alle drei Jahre.
  • HPV-Test: Hierfür wird ein Abstrich auf das Erbgut der Hochrisiko-Typen wie HPV 16 und 18 untersucht. Frauen ab 35 können den Test alle drei Jahre in Kombination mit einem Pap-Test durchführen lassen. Mit dem HPV-Test lässt sich eine akute Infektion nachweisen. Ob diese von selbst wieder verschwindet oder bestehen bleibt, kann der Test nicht vorhersagen.

Was passiert, wenn der Pap-Test auffällig ist?

Dass ein Pap-Test positiv ausfällt, kommt öfter vor. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass Krebs dahintersteckt. Denn in vielen Fällen bilden sich Gewebeveränderungen von allein wieder zurück.

Ein positiver Pap-Test allein genügt also nicht, um Krebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs zu vermuten. Es gibt dann verschiedene Möglichkeiten, um den Befund weiter abzuklären:

  • HPV-Test: Wenn dieser nicht Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung war, kann er zusätzlich durchgeführt werden. Damit lässt sich feststellen, ob eine Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen vorliegt.
  • Scheidenspiegelung (Kolposkopie): Mit einer Art Mikroskop schaut sich der Arzt oder die Ärztin den Muttermund genauer an und untersucht diesen und das umliegende Gewebe auf mögliche Defekte, Geschwülste oder Blutungen.
  • Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie): Falls nötig, lässt sich bei der Koloskopie verdächtiges Gewebe aus der Muttermund-Region entnehmen, um dieses im Labor analysieren zu lassen.

Ausführliche Informationen zur Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in einer Broschüre zusammengestellt – diese gibt es für Frauen zwischen 20 und 34 und für Frauen ab 35.

Wie kann man Gebärmutterhalskrebs vorbeugen?

Die wichtigste Maßnahme, um Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen, ist eine Impfung gegen die auslösenden humanen Papillomviren (HPV). Je nach Impfstoff schützt die Impfung vor einer Infektion mit bis zu neun Hochrisiko-Typen. Kondome beim Geschlechtsverkehr zu nutzen, kann das Risiko, sich mit HPV zu infizieren, ebenfalls senken – eine Ansteckung komplett verhindern lässt sich dadurch jedoch nicht.

Für wen kommt die HPV-Impfung infrage?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) für Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren vor dem ersten Sexualkontakt. Ist bis zum Alter von 14 keine Impfung erfolgt, rät die Stiko dazu, diese so schnell wie möglich nachzuholen – spätestens bis zu einem Alter von 17 Jahren.

Nützt die Impfung, wenn man bereits sexuell aktiv oder älter ist?

Auch bei bereits sexuell aktiven Jugendlichen kann die Impfung sinnvoll sein, da der Impfstoff gegen mehrere HPV-Typen schützt. Das heißt, selbst wenn es schon zu einer Infektion mit einem HPV-Typ gekommen ist, bietet die Impfung Schutz vor einer Infektion mit einem anderen HPV-Typ.

Ungeimpfte Frauen und Männer, die älter sind als 17 Jahre, können unter bestimmten Umständen ebenfalls von einer HPV-Impfung profitieren. Lassen Sie sich in einer haus- oder frauenärztlichen Praxis dazu beraten und erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob Sie die Kosten für die Impfung erstattet bekommen.

Wichtig: Gegen eine bestehende Infektion ist die Impfung nicht wirksam. Auch mögliche bereits vorhandene Zell- oder Gewebeveränderungen kann der Impfstoff nicht beeinflussen. Außerdem wirkt die Impfung nicht gegen alle HPV-Typen, sodass die Krebsorsorge am Gebärmutterhals auch für geimpfte Mädchen sinnvoll ist.

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Wie wird Gebärmutterhalskrebs behandelt?

Die Therapie von Gebärmutterhalskrebs richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung – also danach, ob es sich um eine Krebsvorstufe handelt oder um einen bösartigen Tumor. In die Entscheidung fließt zudem ein, wie groß der Tumor ist, wie stark sich der Krebs im Körper ausgebreitet hat und ob ein Kinderwunsch besteht.

Die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

  • Konisation: Bei der Konisation wird ein kegelförmiges Gewebestück aus Muttermund und Gebärmutterhals herausgeschnitten. Die Entnahme erfolgt meist ambulant mit einer elektrischen Schlinge oder einem Laser. Ziel dabei ist, das veränderte, krebsverdächtige Gewebe vollständig zu entfernen und so viel gesundes Gewebe wie möglich zu erhalten.
  • Kürettage: Je nach Grad der Veränderungen und Art des Eingriffs erfolgt zusätzlich eine Ausschabung (Kürettage) der restlichen Schleimhaut im Gebärmutterhals. Anschließend wird die ausgeschabte Schleimhaut im Labor untersucht. Dies dient dazu, mögliche bisher unentdeckte Gewebeveränderungen oder Krebsvorstufen festzustellen.
  • Teilentfernung des Gebärmutterhalses: Medizinerinnen und Mediziner sprechen auch von Trachelektomie. Bei diesem Eingriff wird ein Großteil des Gebärmutterhalses und ein Teil der Bänder, die die Gebärmutter halten, entfernt. Die Gebärmutter und der Muttermund verbleiben im Körper. Der Muttermund wird dann wieder mit der Scheide verbunden und durch eine Art Schlinge fast komplett verschlossen.
  • Entfernung der Gebärmutter: medizinisch Hysterektomie genannt. Die Operation wird in der Regel mit einem Bauchschnitt durchgeführt. In bestimmten Fällen kommt die zusätzliche Entfernung von Eileiter und Eierstöcken infrage. Bei kleinen Tumoren kann die OP durch die Scheide oder minimal-invasiv durch kleine Schnitte in der Bauchdecke erfolgen.
  • Chemotherapie: Die Chemotherapie dient dazu, die Tumorzellen in ihrer Teilung zu behindern und zu zerstören. Die verabreichten Medikamente (Zytostatika) wirken im ganzen Körper und erreichen auch Tumorzellen, die sich fern vom Ursprungstumor angesiedelt, also Metastasen gebildet haben. Da die Chemo auf den ganzen Körper wirkt, kann sie neben den Krebszellen auch gesunde Zellen schädigen.
  • Bestrahlung: Die Strahlentherapie kann von außen durch die Haut (perkutane Bestrahlung) erfolgen oder von innen (Brachytherapie). Bei der Brachytherapie wird für kurze Zeit eine Strahlenquelle über die Scheide in den Gebärmutterhals eingebracht. Beide Verfahren greifen gezielt das Tumorgewebe an, ohne umliegendes gesundes Gewebe zu stark zu schädigen.
  • Radiochemotherapie: Die Kombination von Strahlen- und Chemotherapie kann im Vergleich zur alleinigen Bestrahlung das Überleben verbessern. Sie kommt zum Beispiel infrage, wenn das Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) erhöht ist.
  • Therapie mit Antikörpern: Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet oder tritt er erneut auf, können Ärztinnen und Ärzte zusätzlich zur Chemo den Wirkstoff Bevacizumab einsetzen. Dieser Antikörper hemmt die Neubildung von Blutgefäßen, die den Tumor mit Nährstoffen versorgen. Möglich ist auch der Einsatz des PD-L-Hemmers Pembrolizumab. Dieser Antikörper unterstützt das Immunsystem dabei, den Tumor zu bekämpfen. Bislang ist Pembrolizumab in Deutschland nicht für Gebärmutterhalskrebs zugelassen, Ärztinnen und Ärzte können ihn aber in bestimmten Fällen einsetzen. Man bezeichnet das als Off-Label-Use.

Was hilft Menschen mit Gebärmutterhalskrebs im Alltag?

Die Diagnose Gebärmutterhalskrebs ist oft einschneidend und emotional herausfordernd. Während und nach der Therapie kämpfen viele Menschen mit psychischen Belastungen und Problemen im Alltag. Auch die Sexualität leidet häufig darunter.

Eine professionelle psychoonkologische Begleitung kann helfen, die Psyche zu stärken und mit den Belastungen durch die Therapie und den Folgen der Erkrankung besser umgehen zu lernen. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können zusätzlich helfen. Physiotherapie und Bewegung unterstützen zudem dabei, die körperliche Fitness zu erhalten. Je nach individuellen Bedürfnissen und Belastungen kann eine Sexual- und Paarberatung sinnvoll sein.

Wo kann man sich noch beraten lassen?

Bei Selbsthilfegruppen kann man ebenfalls Rat und Unterstützung finden. Sie bieten neben Beratungsmöglichkeiten die Chance, sich mit Betroffenen und Angehörigen auszutauschen und persönliche Erfahrungen zu teilen. Für viele Menschen ist dieser Austausch sehr hilfreich und wertvoll. Auf der Website der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) können Sie nach Angeboten in Ihrer Nähe suchen.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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